Die Schweizer:innen werden immer news-müder: Knappe 69 Prozent der Schweizer Bevölkerung konsumieren 2024 noch traditionelle Medien wie TV, Print und Radio – 2016 waren es noch 88 Prozent. Das zeigt der Schweizer Länderbericht des Digital News Reports 2024.
Sogar die Nutzung digitaler Quellen nimmt ab. 2024 informieren sich 74 Prozentder Schweizer:innen auf Newswebseiten und Social Media, 2016 waren es noch 82 Prozent. Dieser sinkende Nachrichtenkonsum zeigt sich bei allen Altersgruppen, wenn auch nicht überall gleich stark. «Die Daten geben also keine Hinweise darauf, dass junge Menschen mit zunehmendem Alter mehr Nachrichten nutzen», sagt Linards Udris, Autor des Schweizer Länderberichts und Stellvertretender Forschungsleiter am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft fög.
Schuld ist die Informationsflut
Das generelle Interesse an Nachrichten hat in der Schweiz über die Zeit ebenfalls abgenommen, wenn auch längst nicht so stark wie in vielen anderen Ländern. Während 2016 in der Schweiz 59 Prozent der Befragten angaben, sich sehr für Nachrichten zu interessieren, sind es 2024 nur noch 48 Prozent. Zudem nimmt die Zahl der Menschen ab, die regelmässig Online-News teilen oder kommentieren. Rund ein Drittel der Schweizer:innen (36 %) vermeidet manchmal oder sogar oft aktiv Nachrichten. Als Grund geben sie die Informationsflut an.
Die Mehrheit der «News Avoider», darunter insbesondere Frauen, sagt, dass sie sich von Nachrichtenmenge erschöpft fühlt. Sechs von zehn Personen fühlen sich zwar auf dem Laufenden gehalten und über verschiedene Themen informiert. Aber nur eine Minderheit stimmt der Aussage zu, dass Medien Hoffnung geben. «Dies kann ein Hinweis auf das ungenutzte Potenzial eines konstruktiven Journalismus sein», so Udris.
Veränderungen bei den digitalen Plattformen
In der Schweiz sind WhatsApp, YouTube und Facebook weiterhin die wichtigsten Plattformen für die Nachrichtennutzung. Neuere Plattformen wie TikTok und Instagram gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig steigt die Nutzung von Videos: 78 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal pro Woche Nachrichtenvideos zu schauen. Besonders beliebt sind kurze Videoformate von maximal zwei Minuten, die 55 Prozent der Befragten ein- oder mehrmals pro Woche anschauen. Diese Nachrichtenvideos werden hauptsächlich auf Social Media konsumiert und weniger auf Nachrichtenwebseiten.
41 Prozent vertrauen den Nachrichtenmedien
In der Schweiz vertrauen insgesamt 41 Prozent der Menschen den meisten Nachrichtenmedien. Dies ist im internationalen Vergleich ein leicht überdurchschnittlicher Wert, auch wenn das Vertrauen in die Medien in den letzten drei Jahren gesunken ist. Am meisten Vertrauen genießen die Nachrichtenangebote von SRF und RTS, unabhängig von der politischen Selbsteinstufung der Befragten.
Geringe Zahlungsbereitschaft für Nachrichten
Die Zahlungsbereitschaft für Online-News stagniert in der Schweiz seit drei Jahren auf niedrigem Niveau. 17 Prozent der Befragten haben im letzten Jahr für Online-Nachrichten bezahlt, was dem internationalen Durchschnitt entspricht. Ein Drittel der zahlenden Konsumenten gibt maximal 10 CHF pro Monat aus, viele zahlen also nicht den Normalpreis. Ein Drittel der Nicht-Zahler würde einige Franken pro Monat als fairen Preis betrachten, während 57 Prozent gar nichts für Online-News ausgeben würden.
Quellen: foeg.uzh.ch (Reuters Institute Digital News Report 2024 – Länderbericht Schweiz), uzh.ch