In der digitalisierten Geschäftswelt des Jahres 2025 ist eine starke Online-Präsenz für Schweizer KMU nicht länger Kür, sondern Pflicht. Mit einer Internet-Durchdringung von 99 Prozent und einer durchschnittlichen täglichen Online-Zeit von 5 Stunden und 47 Minuten bietet der heimische Markt enormes Potenzial – insbesondere für Unternehmen mit lokaler Ausrichtung. Doch wie gelingt es kleinen und mittleren Betrieben, sich in diesem schnelllebigen Umfeld erfolgreich zu positionieren? Florian Laudahn, Head of Verticals bei localsearch, gibt einen Überblick über aktuelle Trends und zentrale Erfolgsfaktoren im lokalen Online-Marketing.
Local SEO bleibt Grundpfeiler der Sichtbarkeit
Die lokale Suchmaschinenoptimierung (Local SEO) gehört nach wie vor zu den wichtigsten Instrumenten im Online-Marketing-Mix von KMU. Studien von Vedran Markovic und Search Engine Land zeigen, dass 80 Prozent der Kunden nach lokalen Unternehmen suchen, bevor sie einen Kauf tätigen. Die Suchgewohnheiten haben sich dabei stark verändert: »‚Near me‘-Suchanfragen sind seit 2023 um 35 Prozent gestiegen«, so Laudahn. Die mobile Nutzung dominiert: 76 Prozent der Smartphone-Nutzer besuchen nach einer lokalen Suche noch am selben Tag ein Geschäft – 28 Prozent dieser Suchen führen direkt zu einem Kauf.
Ein vollständiges und gepflegtes Google-Unternehmensprofil, regelmäßige Updates, authentische Fotos sowie positive Kundenbewertungen sind laut Laudahn essenziell, um in den lokalen Suchergebnissen gut sichtbar zu sein und Vertrauen aufzubauen.
GEO statt SEO? Künstliche Intelligenz verändert das Suchverhalten
Mit dem Vormarsch KI-gestützter Suchsysteme verändert sich auch die Suchmaschinenoptimierung. Das Stichwort lautet Generative Engine Optimization (GEO). Plattformen wie Google Gemini, Microsoft Copilot oder ChatGPT generieren mittlerweile automatisch Antworten in den Suchergebnissen – sogenannte »AI Overviews«. Etwa 15 Prozent der Suchergebnisseiten enthalten bereits diese KI-generierten Zusammenfassungen, die Informationen aus mehreren Quellen zusammenführen. Der Effekt: »Studien zeigen einen möglichen Rückgang der Klickraten um 18 bis 64 Prozent bei betroffenen Suchanfragen«, erklärt Laudahn.
Für KMU bedeutet das: Inhalte müssen künftig strukturierter und semantisch aufbereitet werden. Schema-Markup und Qualitätssignale wie Expertise, Erfahrung, Autorität und Vertrauenswürdigkeit (E-E-A-T) gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Suchmaschinenwerbung: Der richtige Plattform-Mix entscheidet
Auch bezahlte Suchanzeigen (Search Engine Ads) sind für KMU ein wirkungsvolles Mittel zur Kundengewinnung – vorausgesetzt, sie werden zielgruppengerecht eingesetzt. In der Schweiz dominiert Google Ads mit über 90 Prozent Marktanteil. Microsoft Advertising über Bing bietet jedoch eine interessante Ergänzung: »Bing-Nutzer sind tendenziell älter, haben ein höheres Einkommen und sind häufiger in Entscheidungspositionen«, betont Laudahn.
Seit März 2025 sind auch neue Werbeformate von Microsoft Copilot in deutscher Sprache verfügbar, darunter sogenannte Showroom Ads und Dynamic Filters. »Relevanz-Metriken in Copilot sind 25 Prozent besser als bei traditioneller Suche«, so Microsoft. Das kann höhere Konversionsraten bedeuten.
Die Empfehlung: ein Plattform-Mix aus Reichweite (Google Ads) und Zielgruppenschärfe (Microsoft Advertising). Dabei sollten Anzeigen auf Schweizer Besonderheiten zugeschnitten sein – also mit regionalen Bezügen und lokalem Vokabular arbeiten.
Schweizer Eigenheiten erfordern massgeschneiderte Strategien
Nicht zuletzt müssen Schweizer KMU die landesspezifischen Rahmenbedingungen beachten. Neben der bekannten Mehrsprachigkeit – Deutsch, Französisch, Italienisch und zunehmend auch Englisch – erwarten Konsumentinnen und Konsumenten hierzulande ein hohes Maß an Qualität, Transparenz und Datenschutz. »Vertrauen, Datenschutz und Nachhaltigkeit sind wichtige Faktoren«, betont Laudahn.
Auch Social Media ist nicht zu unterschätzen: Laut dem Switzerland Digital Report 2025 nutzen 74,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung soziale Netzwerke, im Schnitt 1 Stunde und 46 Minuten täglich. YouTube weist dabei mit ebenfalls 74,9 Prozent die grösste Reichweite auf.
KMU sollten deshalb mehrere Kanäle kombinieren: SEO, SEA, Social Media und E-Commerce – alles mit starker lokaler Ausrichtung. Der persönliche Kontakt dürfe trotz aller Digitalisierung nicht verloren gehen.
Fazit: Lokale Stärke durch digitale Vielfalt
Der Schlüssel zum Erfolg im Online-Marketing für Schweizer KMU liegt in einer integrierten Multikanalstrategie. Local SEO bildet das Fundament. Ergänzt wird es durch generative Suchtechnologien, gezielte Werbeanzeigen und eine Plattformstrategie, die regionale Besonderheiten berücksichtigt.
»KMU sollten das Prinzip ‚Think Global, Act Local‘ konsequent umsetzen«, rät Laudahn. Wer Inhalte und Kommunikation an die sprachliche, kulturelle und geografische Realität der Schweiz anpasst, kann sich in der digitalisierten Wirtschaft erfolgreich behaupten – und langfristig echte Kundenbindung schaffen.