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Journalist:innen-Barometer 2025: Zwischen hohem Anspruch und ökonomischem Spardruck

Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen halten Schweizer Journalist:innen an hohen Qualitätsansprüchen fest. Das zeigt das aktuelle Journalist:innen-Barometer 2025, eine Befragung von über 500 Medienschaffenden aus dem deutschsprachigen Raum, durchgeführt von Marketagent und der Kommunikationsagentur Farner.

Medien als gesellschaftlicher Einflussfaktor

Eine überwältigende Mehrheit der Befragten misst dem Journalismus eine hohe gesellschaftliche Wirkung bei. 95 Prozent sind überzeugt, dass Medien bewusst oder unbewusst gesellschaftliche Trends prägen. 92 Prozent sehen darüber hinaus einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Bei der Frage, ob Journalist:innen in der Schweiz aktiv gesellschaftliche Trends beeinflussen sollten, überwiegt Zurückhaltung: 65 Prozent antworten mit «eher nicht» oder «nein, auf keinen Fall». Gleichzeitig sagen 58 Prozent, Fakten müssten im Vordergrund stehen, «persönliche Standpunkte dürfen aber situativ mitschwingen».

Digitale Medien auf dem Vormarsch

Klassische Medienformate verlieren zunehmend an Relevanz. Über 90 Prozent der Schweizer Journalist:innen berichten, dass Printmedien an Bedeutung eingebüsst haben. Auch Fernsehen (rund 70 Prozent) und Radio (fast 60 Prozent) gelten als rückläufig. Gleichzeitig gewinnen digitale Kanäle an Gewicht: Fast 85 Prozent sehen Social Media im Aufwind, gefolgt von Podcasts (80 Prozent) und Online-Plattformen (über 75 Prozent).

Diese Entwicklung schlägt sich auch in der Einschätzung der meinungsbildenden Medien nieder: 77 Prozent halten soziale Netzwerke heute für den wichtigsten Meinungsbildner, 70 Prozent nennen digitale Plattformen. Das Fernsehen wird von knapp der Hälfte (48 Prozent) weiterhin als einflussreich eingestuft, Printmedien dagegen nur noch von rund 40 Prozent. Deutlich abgeschlagen ist das Radio mit lediglich 25 Prozent.

«Was wir sehen, ist ein klarer Paradigmenwechsel: Was früher Leitmedium war, verliert an Strahlkraft», erklärt Marketagent-Founder Thomas Schwabl. «Social Media und digitale Newsformate haben sich zum mächtigsten Meinungsmacher entwickelt, während klassische Medien an Boden verloren haben. Das verändert nicht nur die Reichweite, sondern auch die Regeln des Journalismus.»

Ökonomischer Druck gefährdet journalistische Standards

Die Einsparungen in den Medienhäusern schlagen sich auch auf die Qualität der Arbeit nieder. 77 Prozent der befragten Journalist:innen im gesamten DACH-Raum beklagen, dass der wirtschaftliche Druck es ihnen erschwere, journalistische Standards einzuhalten. In der Schweiz gibt jede:r Dritte an, dass sich der Stellenwert von Seriosität in der Arbeitsweise eher verringert habe.

Auf die Frage, wie die Medien gegen gesellschaftliche Polarisierung vorgehen könnten, setzen über 85 Prozent auf eine «sachliche und faktenbasierte Berichterstattung» sowie die «Aufdeckung von Fake News». Drei von vier sprechen sich gegen Sensationsjournalismus aus – auch wenn dieser im redaktionellen Alltag weiterhin eine Rolle spielt.

Beruf mit Berufung

Trotz Spardruck, Digitalisierung und Qualitätsdebatte: Für viele bleibt der Journalismus ein Beruf aus Leidenschaft. 63 Prozent der befragten Schweizer Journalist:innen sehen ihren Job als «Traumberuf». Mehr als jede:r Zweite schätzt den eigenen Arbeitsplatz als «sehr» oder «eher sicher» ein.

«Schweizer Journalistinnen und Journalisten reflektieren ihre gesellschaftliche Rolle mit grossem Bedacht», kommentiert Farner-Partner Toby Felder. «Die Ergebnisse bestätigen aber auch, dass es Journalist:innen durch den wirtschaftlichen Druck zunehmend schwerfällt, diese Rolle zu erfüllen.»

markt-kom.com, watson.ch

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