Instagram überholt Facebook und ChatGPT wird zur beliebten Arbeitshilfe. Netflix und YouTube verlieren Marktanteile, dafür sind Podcasts im Aufwind – und klassische Medien wie Radio, Kino und Teletext legen wieder zu. TV ist das Spitzen-Medium. Dies zeigt die jährliche Studie Digimonitor von der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und der WEMF AG für Werbemedienforschung.
Knapp drei Viertel nutzen Social Media
In der Schweiz nutzen 4.8 Millionen Personen (72 % der Bevölkerung) mindestens gelegentlich eine Social-Media-Plattform. Die Hälfte davon folgt Influencer:innen, wobei die Mehrheit unter 40 Jahre alt ist. Auffallend: Unter diesen Follower:innen sind kaum Personen mit einem Interesse für Politik. Leicht an Bedeutung gewinnt Social Shopping: 890’000 User:innen (13 %) kaufen mindestens gelegentlich etwas direkt aus einem Social-Media-Beitrag, darunter vor allem Personen zwischen 30 und 40 Jahren.
Instagram überholt Facebook
Instagram legt im Vergleich zum Vorjahr um 150’000 User:innen zu und ist neu die beliebteste Social-Media-Plattform der Schweiz mit 2.9 Millionen Nutzer:innen (42.2 % der Bevölkerung). Facebook verliert hingegen 180’000 User:innen und kommt nur noch auf 2.8 Millionen (41.7 %). Dahinter folgen LinkedIn mit 2.0 Millionen (29 %), Pinterest mit 1.5 Millionen (21 %) und Snapchat mit 1.2 Millionen (17 %). TikTok wächst leicht und erreicht 1.1 Millionen (16 %). Twitter, nun mit dem neuen Namen X, verzeichnet nach einem geringen Verlust 740’000 User:innen (11 %). Der Altersdurchschnitt variiert stark: Die 290’000 User:innen von BeReal (4 %) sind mit durchschnittlich 21 Jahren am jüngsten. Die User:innen von Snapchat sind im Schnitt 24 Jahre und jene von TikTok 27 Jahre alt. Bei Facebook und LinkedIn liegt der Altersdurchschnitt hingegen bei 46 Jahren.
ChatGPT wird über Nacht zum beliebten Tool
Der Hype um ChatGPT spiegelt sich in der Nutzung: Der mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) betriebene Chatbot hat in der Schweiz bereits über 1 Million User:innen (15 % der Bevölkerung). 680’000 davon sind Männer und 360’000 Frauen. Damit gehören schon jeder 5. Mann und jede 9. Frau in der Schweiz zum Nutzerkreis von ChatGPT. Vor allem bei jüngeren Personen hat sich das Tool durchgesetzt: Knapp die Hälfte aller Personen in Ausbildung nutzen ChatGPT. Das Durchschnittsalter liegt bei 28 Jahren.
YouTube, Netflix und Disney+ verlieren an Publikum
Die US-Marktführer im Video-Streaming verlieren in der Schweiz allesamt Marktanteile: YouTube büsst im Vergleich zum Vorjahr 370’000 Zuschauer:innen ein und Netflix 300’000. Während YouTube bei Männern zwischen 35 und 54 Jahren Publikum verliert, wandern bei Netflix vor allem jüngere Männer unter 35 Jahren ab. YouTube kommt aktuell auf 4.3 Millionen gelegentliche Zuschauer:innen (64 % der Bevölkerung), Netflix auf 2.9 Millionen (43 %). Disney+ hat nach leichtem Verlust 960’000 Zuschauer:innen (14 %). Die weiteren ausländischen Anbieter haben alle relativ kleine Marktanteile: Twitch hat 450’000 Zuschauer:innen (6.6 %), Amazon Prime Video 420’000 (6.2 %), Sky 400’000 (5.9 %), Apple TV Plus 350’000 (5.2 %) und RTL+ 280’000 (4.1 %).
Die Video-Angebote von SRF, RTS und RSI prägen den Schweizer Streaming-Markt
Unter den Streaming-Anbietern aus der Schweiz liegen die Websites und Apps von SRF/RTS/RSI mit 2.8 Millionen Zuschauer:innen (42 % der Bevölkerung) klar an der Spitze, gefolgt von Play Suisse, dem Streaming-Portal der SRG, mit 1.3 Millionen (19 %). Blue+, ehemals Teleclub, hat 420’000 (6.2 %) und MySports 340’000 (5.0 %) Zuschauer:innen. Die Swisscom blue TV App zählt 1.2 Millionen (18.4 %), Zattoo 680’000 (10 %) und die Sunrise TV App 620’000 (9.2 %) Nutzer:innen. Die Webseiten von privaten TVSendern zählen 580’000 Zuschauer:innen (8.6 %) und Salt TV 250’000 (3.6 %). Quickline TV und OnePlus, das Streaming-Angebot von 3+ und weiteren Sendern, haben beide knapp 200’000 Zuschauer:innen (2.9 %).
Fernsehen bleibt das Massenmedium
Die Popularität des klassischen Fernsehens ist ungebrochen: Mit 6.3 Millionen Zuschauer:innen (93 % der Bevölkerung) schaut fast die ganze Schweiz fern. Damit ist das Publikum mehr als doppelt so gross wie bei Netflix. Zwei von drei Personen (63 %) schalten täglich den Fernseher ein und auch bei jüngeren Personen ist TV beliebt: 3 von 4 Personen unter 30 Jahren (71%) schauen mindestens einmal pro Woche, jede dritte Person sogar täglich (36 %). Der Fernseher bleibt mit knappem Vorsprung das wichtigste elektronische Gerät: 6.1 Millionen (90 %) nutzen ein TV-Gerät und 6.0 Millionen ein Smartphone (88 %). An das TV-Gerät angeschlossen ist am häufigsten eine Blue TV-Box von Swisscom (25 %), gefolgt von der Sunrise TV-Box (inkl. UPC) (17 %).
Podcasts liegen im Trend
Podcasts sind weiter im Aufwind: Gegenüber dem Vorjahr steigt die Nutzung um 270’000 Personen. Von den total 2.9 Millionen (43 % der Bevölkerung) sind die meisten Gelegenheitshörer:innen. Nur 400’000 Personen (6 %) nutzen Podcasts täglich. Podcasts haben im Vergleich zu Musik-Streaming und Radio ein relativ junges Publikum: 54 % der Personen unter 55 Jahren hören mindestens gelegentlich Podcasts und das Durchschnittsalter beträgt 44 Jahre. Die am häufigsten genutzten Podcast-Plattformen in der Schweiz sind jene von SRF/RTS/RSI (21 %), Spotify (20 %) und YouTube (16 %). Damit steht die SRG erstmals an der Spitze. Für Personen unter 35 Jahren bleiben Spotify und YouTube jedoch die wichtigsten Podcast-Plattformen.
Fast 90 % lesen News online, doch nur 20 % bezahlen dafür
Die Schweizer:innen informieren sich auch sehr oft auf Online-News-Portalen: 5.8 Millionen (86 % der Bevölkerung) lesen mindestens gelegentlich News im Internet. Schweizer Nachrichtenportale wie 20min.ch, blick.ch oder lematin.ch erreichen insgesamt 5.2 Millionen Personen (76 %). 1.4 Millionen (20 %) bezahlen für ein digitales News-Abonnement, wobei die Nutzung stark vom Einkommen abhängig ist.
Metaverse bleibt Zukunftsmusik
Das Metaverse konnte in der Schweiz noch kaum Fuss fassen. Nur 88’000 Personen (1.3 % der Bevölkerung) nutzen mindestens gelegentlich ein Metaverse wie Decentraland oder The Sandbox, darunter 62‘000 Männer und 26‘000 Frauen. Mit 23 Jahren ist das Durchschnittsalter sehr tief.
Die Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier >>
Über die Studie IGEM-Digimonitor 2023
Die Studie Digimonitor erhebt seit 2014 jährlich die Nutzung von elektronischen Medien und Geräten in der Schweiz. Die Daten sind repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren (6.8 Millionen Personen), weil auch Offliner:innen und Personen ohne Festnetzanschluss befragt werden. Die Telefon- und Onlinebefragung fand von Anfang April bis Mitte Juni 2023 statt. Im Auftrag der IGEM Interessengemeinschaft elektronische Medien und der WEMF AG für Werbemedienforschung befragte LINK 2’087 Personen, davon 1’052 in der Deutschschweiz, 797 in der Romandie und 238 in der italienischen Schweiz. Das Vertrauensintervall liegt bei maximal +/- 2.2 Prozentpunkten. Die italienische Schweiz wurde ausschliesslich 2021 und 2023 befragt. Deshalb sind Vergleiche zum Vorjahr nur auf eingeschränkter Basis (Deutsch- und Westschweiz) möglich. Die Resultate stehen IGEM-Mitgliedern kostenlos zur Verfügung. Nicht-Mitglieder können die Studie für CHF 5000.- beziehen.
Quelle: igem.ch